Die Ultraschalluntersuchung ist in der Schilddrüsendiagnostik insbesondere aufgrund ihrer breiten Verfügbarkeit und des niederschwelligen Zugangs für Patienten nahezu jeden Alters von Bedeutung.

TIRADS – Thyroid Imaging Reporting and Data system

Der TIRADS-Score (Thyroid Imaging Reporting and Data System) ist ein Bewertungssystem, das in der Schilddrüsendiagnostik eingesetzt wird, um die Wahrscheinlichkeit einer malignen Schilddrüsenläsion zu bewerten.

Mit Hilfe des TIRADS-Score werden verschiedene Merkmale von Schilddrüsenläsionen, wie Größe, Form, Textur, Echogenität und Vorhandensein von Mikrokalzifikationen, im Ultraschall bewertet. Insbesondere für die Beurteilung von Mikrokalzifikationen ist dabei eine hochauflösende Schallsonde (ab 15MHz) vorteilhaft.

Für die Bewertung wird aus fünf Kriterien ein Score von TR1 bis TR5 errechnet, von gutartig bis hochsuspekt.

In Europa spielen zwei Varianten des Bewertungssystems eine Rolle, das ACR-TIRADS des American College of Radiology und das europäische EU-TIRADS.

Welche Bedeutung hat der TIRADS-Score?

Wie alle Klassifizierungssysteme trägt die Verwendung des TIRADS-Scores dazu bei, die Diagnosegenauigkeit von Schilddrüsenläsionen und damit die Entscheidung für eine Biopsie oder Operation zu verbessern. Das TIRADS-System bietet eine standardisierte Terminologie und Klassifizierung von Schilddrüsenläsionen und erleichtert damit die Vergleichbarkeit von Schilddrüsenultraschallbefunden über verschiedene Untersuchungen und Untersucher hinweg. Damit können Patienten rechtzeitig einer Biopsie (FNA, Feinnadelaspiration) zugeführt und unnötige Biopsien vermieden werden.

Welche Kriterien liegen dem ACR-TIRADS-Score zugrunde?

Der Score für die Einstufung von Schilddrüsenläsionen gemäß ACR-TIRADS umfasst fünf Kriterien. Jeder Ausprägung ist ein Punktewert zugewiesen:

  • Zusammensetzung der Läsion: Zystisch oder schwammartig(0), gemischt zystisch/solide(1) und rein solide(2)
  • Echogenität: Echoleer(0), echoreich(1), echoarm(2), sehr echoarm(3)
  • Läsionsform: Breiter als hoch(0), höher als breit(3)
  • Läsionsrand: Glatt oder etwas unscharf(0), lobuliert oder irregulär(2), extrathyreoidale Ausdehnung(3)
  • Echogene Foci: Keine oder große Kometenschweifartefakte(0), Makrokalzifikationen(1), Randkalzifikationen(2), punktförmige echogene Foci (Mikrokalzifikationen)(3)

Aus der Summe der Punkte wird der ACR-TIRADS Score errechnet:

  • 0 Punkte: TR1, gutartiger Befund; keine FNA
  • 2 Punkte: TR2, unverdächtiger Befund; keine FNA
  • 3 Punkte: TR3, gering verdächtiger Befund; follow up ab 15mm, FNA ab 25mm
  • 4-6 Punkte: TR4: moderat verdächtiger Befund; follow up ab 10mm, FNA ab 15mm
  • >6 Punkte: TR5: hochverdächtiger Befund: follow up ab 5mm, FNA ab 10mm

Geschichte

Der TIRADS-Score wurde erstmals von Horvath et al 2009 veröffentlicht. 2017 publizierte Tessler et al. eine für das American College of Radiology (ACR) adaptierte Variante. Die Bezeichnung TIRADS ist in Anlehnung an das 1993 für die Mammadiagnostik entwickelte BIRADS gewählt, welches heute den international anerkannten Standard in der Brustkrebsvorsorge darstellt.

 

Horvath E et al. An Ultrasonogram Reporting System for Thyroid Nodules Stratifying Cancer Risk for Clinical Management, The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism, Volume 94, Issue 5, 1 May 2009, 1748–1751

Tessler FN et al. ACR Thyroid Imaging, Reporting and Data System (TI-RADS): White Paper of the ACR TI-RADS Committee, Journal of the American College of Radiology : JACR. 14 (5): 587-595


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