Lymphatische Malformationen, auch als lymphatische Gefäßfehlbildungen oder Lymphangiome bezeichnet, sind seltene angeborene Anomalien des Lymphsystems, die durch abnormales Wachstum von Lymphgefäßen entstehen. Diese Erkrankung kann in verschiedenen Körperteilen auftreten, einschließlich des Kopfes, des Halses, der Extremitäten und der inneren Organe. Obwohl sie normalerweise bei der Geburt vorhanden sind, können sich lymphatische Malformationen im Laufe der Zeit vergrößern und Komplikationen wie Schwellungen, Schmerzen und kosmetische Beeinträchtigungen verursachen. Grundsätzlich werden makrozystische von mikrozystischen Malformationen unterschieden.

Die Behandlung lymphatischer Malformationen stellt oft eine Herausforderung dar, da sie häufig nicht vollständig durch chirurgische Eingriffe entfernt werden können und ein hohes Rückfallrisiko besteht. In den letzten Jahren hat sich die Sklerotherapie zu einer erfolgreichen nicht-chirurgischen Option für die Behandlung dieser Erkrankung entwickelt, insbesondere die Verwendung von OK-432 (auch als Picibanil bekannt) und Bleomycin.

Sklerotherapie: Ein nicht-chirurgischer Ansatz

Sklerotherapie ist ein minimal-invasives Verfahren, bei dem eine sklerosierende Substanz in Gefäßmalformationen injiziert wird. Dabei werden betroffene Abschnitte  verschlossen und das abnormale Wachstum gestoppt. Diese Behandlungsmethode hat sich in zahlreichen Studien seit vielen Jahren als effektiv erwiesen, um die Ausdehnung zu reduzieren und Symptome zu lindern.

OK-432 (Picibanil)

OK-432, auch bekannt als Picibanil, ist ein Immunmodulator und wird aus gefriergetrockneten Stämmen eines Bakteriums (Streptococcus pyogenes) und Penicilin hergestellt. Es wird durch eine ultraschallgezielte Injektion in die betroffenen Gewebe verabreicht und wirkt durch die Induktion einer lokalen Entzündungsreaktion. Diese Reaktion führt zu einer Fibrose und Vernarbung der betroffenen Gefäße, und letztendlich zu ihrer Schrumpfung. OK-432 hat sich als wirksam und sicher erwiesen und wird oft als erste Wahl für die Sklerotherapie von lymphatischen Malformationen verwendet. Unerwünschte Wirkungen von OK-432 sind Fieber, Kopfschmerzen, allgemeines Krankhetsgefühl sowie auch deutliche Schwellungen und Schmerzen der behandelten Region.

Bleomycin

Bleomycin ist ein Chemotherapeutikum, das auch für die Behandlung von lymphatischen Malformationen eingesetzt werden kann. Wenn eine Behandlung mit OK-432 nicht sicher möglich ist, da Schwellung und/oder entzündliche Reaktion andere Strukturen bedrohen, ist eine Behandlung mit Bleomycin sinnvoll. Häufig wird Bleomycin daher im Gesichtsbereich sowie auch im Bauchraum angewendet. Ähnlich wie OK-432 wird es direkt in die betroffenen Bereiche injiziert. Zusätzlich kann Bleomycin auch in Gefäßzwischenräume, das sog. Interstitium eingebracht werden. Damit eignet sich Bleomycin auch für die Behandlung mikrozystischer lymphatischer Malformationen.

Vorteile und Risiken der Sklerotherapie

Die Sklerotherapie mit OK-432 und Bleomycin bietet mehrere Vorteile gegenüber chirurgischen Eingriffen, einschließlich einer kürzeren Erholungszeit, geringerer Invasivität und einer niedrigeren Rate an Komplikationen. Jedoch sind Nebenwirkungen, wie vorübergehende Schmerzen, Schwellungen, Rötungen und selten auch allergische Reaktionen zu beachten. Selten kommt es nach einem Eingriff zur Bildung von Eiterherden. Die Behandlung erfordert in der Regel mehrere Sitzungen, um optimale Ergebnisse zu erzielen, und die Ergebnisse können von Patient zu Patient variieren.

Zusammenfassung

Die Sklerotherapie mit OK-432 und Bleomycin ist eine technisch gut durchführbare Behandlungsoption für Patienten mit lymphatischen Malformationen. Diese vergleichsweise komplikationsarme Methode hilft, Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.


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