Ein junger Mann Anfang zwanzig stellt sich in der Praxis mit einer Schwellung etwas ventral der Gl. submandiblaris links vor. In der bereits vorab durchgeführten Abklärung konnte differenzialdiagnostisch nicht zwischen einer lymphatischen Malformation und einer Speichelzyste unterschieden werden.

In der sonografischen Untersuchung der Läsion zeigte sich zunächst ein mehrere Zentimeter großer zystischer Befund. Die Läsion zeigte farbdopplersonografisch keine Perfusion und ebenso keine Fluktuation bei Kompression.

Sowohl bei der Ranula als auch bei lymphatischen Malformationen ist eine chirurgische Therapie, als auch eine Sklerotherapie möglich. Allerdings wird als First-Line-Therapie der Ranula die chirurgische Option angesehen, im Falle der lymphatischen Malformation ist dies aufgrund der deutlich geringeren Rezidivrate jedoch die Sklerotherapie.

Da die Differenzialdiagnose in diesem Fall letztlich nicht zweifelsfrei zu stellen war, wurde im Einvernehmen mit dem Patienten eine Sklerotherapie mit Picibanil (OK-432) durchgeführt. Die Behandlung erfolgt durch ultraschallgezielte Injektion der Substanz direkt in die Läsion. OK-432 stimuliert das Immunsystem, um eine entzündliche Reaktion zu erzeugen, die dazu beiträgt, die Zyste zu schrumpfen. Die entzündliche Reaktion führt zunächst zur weiteren Schwellung und Verhärtung und nach einigen Wochen schließlich zum Verschwinden der Zyste.

Diskussion: Die Verwendung von OK-432 kann insbesondere bei Plunging Ranulas als gute Alternative zu einem chirurgischen Eingriff angesehen werden, insbesondere, wenn sich die Ranula in tiefere Gewebelogen ausdehnt. Relevante unerwünschte Wirkungen sind systemische Nebenwirkungen, wie Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl, sowie selten eine Abszedierung. Im Fall einer Penicillinunverträglichkeit ist jedoch Vorsicht geboten.


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