Laut WHO sind etwa 10% der Menschen weltweit von Arthrose betroffen. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter mit einer Präferenz für Frauen. Etwa die Hälfte aller Frauen sowie etwa ein Drittel der Männer der Altersgruppe 60 bis 69 Jahre leiden unter einer Arthrose. Tendenziell nimmt die Häufigkeit in der Bevölkerung zu, mit einer Verschiebung der Häufigkeit zu jüngerem Alter. Die damit einhergehende Schmerzsymptomatik stellt eine große Herausforderung für jedes Gesundheitssystem dar.

Ursachen der Arthrose

Die Entstehung von Arthrose ist multifaktoriell und kann durch eine Vielzahl von Ursachen bedingt sein. Die wichtigsten Ursachen sind:

  • Alter: Mit zunehmendem Alter nimmt die Abnutzung des Gelenkknorpels zu. Dies bedingt eine höhere Wahrscheinlichkeit für Arthrose.
  • Übergewicht: Übergewicht erhöht die Belastung auf die Gelenke, insbesondere auf die Hüfte und die Knie. Dadurch kann der Gelenkknorpel schneller abgebaut werden und es besteht ein erhöhtes Risiko für Arthrose.
  • Verletzungen: Eine Verletzung der Gelenke, wie beispielsweise eine Fraktur oder eine Bänderverletzung, kann dazu führen, dass der Gelenkknorpel geschädigt wird. Dies kann zu Arthrose führen, wenn der Knorpel nicht vollständig heilt oder sich nicht vollständig regeneriert.
  • Genetische Faktoren: Genetische Faktoren, die das Risiko für die Entwicklung einer Arthrose erhöhen können, werden diskutiert.
  • Entzündungen: Entzündliche Erkrankungen, wie beispielsweise rheumatoide Arthritis, führen zu einer Schädigung des Gelenkknorpels und letztlich zu einer Arthrose.
  • Überbeanspruchung: Eine übermäßige Belastung der Gelenke, beispielsweise durch bestimmte Sportarten oder berufliche Tätigkeiten, kann das Risiko für Arthrose erhöhen.
  • Hormonelle Faktoren: Hormonelle Veränderungen, wie beispielsweise die Wechseljahre, können bei Frauen das Risiko für Arthrose erhöhen.

Konservative und chirurgische Behandlungsmethoden

Die Behandlung von Gelenkschmerzen hängt von der Ursache der Schmerzen ab. In vielen Fällen können konservative Behandlungsmethoden helfen, die Schmerzen zu lindern. Dazu zählen Medikamente wie Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente. Auch Physiotherapie, Sport und Gewichtsreduktion können dazu beitragen, Gelenkschmerzen zu reduzieren. Schließlich sind auch Infiltrationstherapie häufig eine Zeit lang erfolgreich, um die Schmerzen, die mit einer Arthrose einhergehen, zu lindern.

Führen konservative Therapien nicht mehr zu einer für den Patienten erträglichen Lebensqualität, kommen chirurgische Verfahren, wie die Totalendoprothese, ins Spiel.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn konservative Behandlungsmethoden nicht mehr ausreichen, werden typischerweise chirurgische Verfahren in Erwägung gezogen. Allerdings eigenen sich nicht alle Patienten für eine Totalendoprothese. Insbesondere ältere Patienten mit pulmonalen oder kardialen, oft mehrfachen Komorbiditäten oder auch jüngere Patienten unter 55-60 Jahren können und kann mit der Gelenkembolisation auch eine alternative Behandlungsmethode angeboten werden.

Bereits seit fast 70 Jahren ist die Radiosynoviorthese bekannt, ein Verfahren, bei dem Y90-Partikel idealerweise unter Ultraschallkontrolle perkutan in das betroffene Gelenk injiziert werden. Dieses Verfahren konnte sich jedoch bislang aufgrund unterschiedlichen Ansprechens nicht durchsetzen.

Die Niedrigdosisbestrahlung des Gelenks ist eine weitere Methode, die jedoch ebenso keinen bahnbrechenden Erfolg brachte.

TAPE (transarterielle periartikuläre Embolisation)

Das Verfahren der interventionell-radiologisch durchgeführten Embolisation ist bereits gut etabliert und wird in vielen Bereichen der Medizin erfolgreich durchgeführt, vor allem in der Tumortherapie, aber auch bei der Prostata und der Gebärmutter.

Die Gelenkembolisation (TAPE) ist ein noch relativ junges Verfahren. Obgleich Fallberichte in unterschiedlichen Anwendungen bereits mehr als zwanzig Jahre zurückreichen, so geht die erste relevante wissenschaftliche Arbeit (Prof. Yuji Okuno) zur heutigen Anwendung auf das Jahr 2014 zurück. Seither bestätigen unabhängig durchgeführte internationale wissenschaftliche Arbeiten und viele Patienten den Erfolg dieser Methode.

Bei der Gelenkembolisation werden entweder Partikel oder das Antibiotikum Imipenem/Cilastatin über einen Mikrokatheter unter angiografischer Kontrolle in kapselversorgende Gefäße injiziert. Die Embolisation zielt vor allem auf die Neovaskularisation des erkrankten Gelenks. Dabei kommt es zu einer Verringerung der Durchblutung, sowie einem entzündungshemmenden Effekt. Die Gelenkembolisation stellt für ausgewählte Patienten eine weitere therapeutische Alternative für Patienten dar, welche entweder auf konservative Maßnahmen nicht ausreichend ansprechen oder für eine Operation zu jung oder zu krank sind.

Für welchen Patienten kommt eine Gelenkembolisation in Frage?

  • Patienten mit langjährig anhaltenden Gelenkschmerzen
  • Konservative Therapien, wie medikamentöse Schmerztherapie, Infiltrationen oder physikalische Behandlungen ausgeschöpft
  • Hoher Leidensdruck
  • Eindeutig nachgewiesener Gelenkschaden
  • Patient zu jung für einen Gelenkersatz (<55-60 Jahre)
  • Inoperabiliät, Kontraindikationen gegen die TEP oder Patient, der keine TEP haben möchte.

Wie lange dauert eine Gelenkembolisation?

Der Eingriff dauert etwa 30-45 Minuten. Zur Sicherheit ist eine stationäre Übernachtung sinnvoll, um selten auftretende Komplikationen am Zugangsgefäß (meist Leistenpunktion) rechtzeitig zu erkennen. Der Eingriff erfolgt unter örtlicher Betäubung, eine Vollnarkose ist nicht erforderlich. Damit steht dieser Eingriff auch internistisch nicht zu einer offenen OP freigegebenen Patienten zur Verfügung.

Welche Risiken hat die Gelenkembolisation?

Die Embolisation wird unter angiografischer Kontrolle und bei uns mit Imipenem/Cilastatin durchgeführt. Eine Fehlembolisation, also der nicht erwünschte Verschluss unbeteiligter Arterien ist dabei sehr selten und aufgrund der prinzipbedingt temporären Devaskularisation ohne nennenswerte Folgen. Insbesondere eine Verschlechterung der Situation wurde bei Beachtung der Kontraindikationen nicht beobachtet.

In welchen Fällen darf die Gelenkembolisation nicht durchgeführt werden?

Für die Angiografie wird jodhältiges Kontrastmittel verwendet. Bei Unverträglichkeit oder manifester Hyperthyreose sollte das Verfahren nicht angewandt werden. Ebenso dürfen keine Kontraindikationen gegen einen minimal-invasiven Gefäßeingriff bestehen.

Spezifische Kontraindikationen sind

  • Gelenkinfektion oder Protheseninfektion, Empyem
  • Relevante Achsfehlstellungen als Schmerzursache
  • Frakturen
  • Sanierbare Gelenkbinnenschaden

Wo kann die Gelenkembolisation noch helfen?

Die Gelenkembolisation kann auch bei anderen Erkrankungen des Bewegungsapparates helfen, z.B. bei Schleimbeutelentzündungen (Bursitis), beim Frozen-Shoulder-Syndrom sowie in manchen Fällen bei chronischen Schmerzen nach Implantation einer Gelenkprothese.


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