Hämangiome treten bei etwa 4 bis 5% der Säuglinge und bei bis zu 30% der Frühgeborenen mit weniger als 1 kg Geburtsgewicht auf. Was genau ein Hämangiom oder Blutschwamm ist, ist hier beschrieben. Die sogenannten infantilen Hämangiome treten dabei einige Tage bis Wochen nach der Geburt erstmals in Erscheinung. Das Wachstum von Hämangiomen verläuft in drei Phasen:

  • Phase, in der das Hämangiom stark wächst (Proliferationsphase)
  • Übergangsphase
  • Phase, in der sich das Hämangiom langsam zurückbildet (Involutionsphase)

In der überwiegenden Zahl der Fälle ist die Involution, also die Rückbildung dieser gutartigen Tumoren, nach Vollendung des vierten Lebensjahres beendet, dennoch kommen auch längere Verlaufe vor und bleiben häufig erkennbare Gewebeveränderungen zurück.

Die meisten Hämangiome bedürfen keiner Behandlung, solange sie an unproblematischen Stellen liegen und zu keinen funktionellen Beeinträchtigungen führen.

Liegen Hämangiome allerdings im Bereich der Augenlider, der Ohren, der Nase, der Lippe oder auch im Bereich des Afters oder der äußeren Geschlechtsorgane ist eine Behandlung anzustreben. Mit dieser Behandlung möchte man das Wachstum bremsen, die Rückbildung beschleunigen und funktionelle Beeinträchtigungen so gut wie möglich verhindern.

Medikamentöse Behandlung – Propranolol

Als Mittel der Wahl hat sich dafür die medikamentöse Therapie mit dem Wirkstoff Propranolol (Propranololtherapie) etabliert. Ursprünglich wurde Propranolol als Betablocker zur Behandlung von Herzkrankheiten entwickelt. In den späten 2000er Jahren wurde jedoch entdeckt, dass Propranolol auch eine bemerkenswerte Wirkung auf infantile Hämangiome hat. Die Forschung zeigte, dass Propranolol das Wachstum dieser Hämangiome hemmt und in vielen Fällen ihre Größe deutlich reduziert.

Leitlinienkonforme Art der Anwendung: der Saft

Die leitlinienkonforme Anwendung von Propranolol bei infantilen Hämangiomen beinhaltet in der Regel die Verabreichung des Medikaments als Saft zum Schlucken. Eine schrittweise Dosierung wird empfohlen, um mögliche Nebenwirkungen zu minimieren. Die Behandlung erfordert eine sorgfältige Überwachung, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern, um sicherzustellen, dass das Medikament gut vertragen wird. Das Auftragen als Salbe wird aus verschiedenen Gründen nicht mehr empfohlen, unter anderem, da nicht klar ist, wieviel des Medikaments über die Haut in den Körper aufgenommen wird.

Wenn die Propranololtherapie nicht anspricht

Gelegentlich sprechen Hämangiome nicht auf eine Propranololtherapie an oder das Medikament wird nicht vertragen. In solchen Situationen kann eine ultraschallgezielte Injektion mit Kortisonpräparaten oder Polidocanol in Betracht gezogen werden. Bei dieser Methode wird das Medikament direkt in das Hämangiom injiziert, nachdem die Stelle mit einer Betäubungssalbe unempfindlich gemacht wurde.


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