Die Gefäßmedizin umfasst verschiedene Fachrichtungen, die sich mit der Diagnose und Behandlung von Gefäßerkrankungen befassen. Drei zentrale Disziplinen sind die Gefäßchirurgie, Angiologie und interventionelle Radiologie. Diese Fachbereiche arbeiten interdisziplinär zusammen, unterscheiden sich aber in ihren Methoden und Ansätzen.
Was ist Gefäßchirurgie?
Die traditionelle Gefäßchirurgie konzentriert sich auf offen-operative Eingriffe an Blutgefäße. Gefäßchirurgen führen offene Operationen durch, um beispielsweise verengte oder verschlossene Arterien oder auch krankhafte Erweiterungen dieser Gefäße zu behandeln.
Typische offen-chirurgische Verfahren sind Bypass-Operationen, bei denen ein Umgehungsgefäß eingesetzt wird, oder die Ausschälung von Plaques aus den Arterienwänden, z.B. an der Halsschlagader. Bei diesen Eingriffen müssen die zu behandelnden Gefäße freigelegt werden. Nach dem Verschließen der Operationswunde ist eine Wundheilungsphase von zumindest einigen Tagen erforderlich.
Auch die offene Venenchirurgie, das so genannte Stripping, fällt unter die gefäßchirurgischen Verfahren.
Was ist Angiologie?
Der Schwerpunkt der Angiologie liegt auf der internistischen Diagnostik sowie der optimalen medikamentösen Therapie der Patienten. Daneben führen Angiologen auch minimal-invasive Behandlungen durch. Damit gibt es auch gemeinsame Anknüpfungspunkte und Überschneidungen mit der interventionellen Radiologie.
Interventionelle Radiologie: Die Gegenwart moderner Gefäßmedizin
Falls eine operative Behandlung einer Gefäßerkrankung erforderlich ist, kann diese heute in vielen Fällen minimal-invasiv erfolgen – eine schonende Alternative zu herkömmlichen offenen Eingriffen. Bei einer Intervention wird ein Katheter über einen entfernt gelegenen Gefäßzugang (meist in der Leistenarterie oder am Arm) eingeführt und unter bildgebender Kontrolle präzise zum betroffenen Bereich geführt.
Moderne interventionelle Verfahren sind aus der diagnostischen Radiologie hervorgegangen, da sie unter bildgebender Kontrolle erfolgen. Der schwedische Radiologe Sven Ivar Seldinger hat in den 1950er Jahren mit der Einführung der Kathetertechnik den Grundstein zu einer neuen Disziplin gelegt, welche die invasive Gefäßmedizin revolutionierte.
Interventionelle Radiologen nutzen dabei Techniken wie Ultraschall, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT), um Instrumente präzise im Körper zu platzieren.
Welche Vorteile bieten minimal-invasive Verfahren gegenüber der offenen Gefäßchirurgie?
Interventionell-radiologische Verfahren bietet mehrere Vorteile:
- Minimalinvasivität: Eingriffe erfolgen durch kleine Hautstiche, was zu geringeren Schmerzen und Narben sowie zu einem geringeren Wundinfektionsrisiko führt.
- Raschere Erholung: Patienten können oft schneller in ihren Alltag zurückkehren.
- Weniger Komplikationen: Das Risiko für Infektionen und andere postoperative Komplikationen ist reduziert.
Dr. Wolfgang Matzek, Facharzt für Radiologie mit Schwerpunkt interventionelle Radiologie, bietet in seiner Praxis in Wien folgende Leistungen an:
- Verödung (Sklerotherapie): Eine Methode zur Behandlung von Gefäßfehlbildungen und Krampfadern, einer Vulvavarikose oder des Beckenvenensyndroms, bei der ein Verödungsmittel in die betroffenen Gefäße injiziert wird, um sie zu verschließen.
- Endovenöse Lasertherapie (EVLT): Ein Verfahren zur Behandlung von Krampfadern oder einer Vulvavarikose, bei dem ein Laserkatheter in die betroffene Vene eingeführt wird, um sie von innen zu verschließen.
- Gefäßverschließung (Embolisation): Ein Verfahren, bei dem gezielt Gefäße verschlossen werden, beispielsweise zur Behandlung von Tumoren, Gefäßfehlbildungen oder als Gelenkembolisation im Rahmen von Gelenkschmerzen.
- Perkutane Angioplastie, PTA: Gefäßdehnung der Bauch-, Becken- oder Beinarterien mittels Ballonkatheter und/oder Stent, z.B. zur Behandlung der Schaufensterkrankheit.
- Thermoablation (Mikrowellenablation, MWA, oder Radiofrequenzablation, RFA): Verfahren zur Behandlung von Tumoren, bei denen Hitze verwendet wird, um Tumorgewebe zu zerstören.
- Feinnadelaspiration (Biopsie, Punktion) der Schilddrüse und Biopsie der Weichteile: Diagnostische Verfahren zur Gewinnung von Gewebeproben aus der Schilddrüse oder anderen Weichteilen.
- Angiografie: Methode zur Gefäßdarstellung unter Röntgenkontrolle, um Blutgefäße in den Beinen, im Bauch und in Organen darzustellen.
Diese minimal-invasiven Methoden sind weniger belastend als offene Operationen und ermöglichen oft eine schnellere Genesung. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die Wahl der Behandlung individuell getroffen wird. In einigen Fällen kann eine offene Operation die bessere Option sein.
Fazit
Gefäßchirurgie, Angiologie und interventionelle Radiologie sind eng miteinander verbundene Disziplinen der Gefäßmedizin. Während sich die traditionelle Gefäßchirurgie auf offen-operative Eingriffe konzentriert, liegt der Schwerpunkt der Angiologie auf der konservativen Therapie und Diagnostik. Die interventionelle Radiologie bietet ein breites Spektrum an minimal-invasiver Diagnostik und Therapie an und hat bereits in vielen Fällen eine offene Operation ersetzt. Für eine optimale Versorgung der Patienten ist die Zusammenarbeit zwischen den Fächern entscheidend, da viele Gefäßerkrankungen mehrere Behandlungsansätze erfordern. Durch die kontinuierliche Weiterentwicklung der Techniken werden die Grenzen zwischen den Disziplinen zunehmend fließend, was zu einer verbesserten Patientenversorgung führt.
Für weitere Informationen zur interventionellen Radiologie und den angebotenen Leistungen kontaktieren Sie uns gerne.